Forschungsstelle Regionalgeschichte Thüringen

Als Andreas Lesser bekannt wurde, dass als Hauptfach an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena lediglich Herr Prof. Dr. Uwe Schirmer thüringische Landesgeschichte lehrte und dies sich auf die Zeit bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 beschränkte, war dies für ihn ein nicht verständliches Defizit. Auch wenn Bayern mit 12,9 Mio. Einwohner im Vergleich zu den 2,2 Mio. in Thüringen wesentlich größer ist, leistet man sich dort aber Lehrstühle für bayerische Geschichte an mehreren Universitäten. An der Ludwigs-Maximilian-Universität in München umfasst das Historische Institut für Bayerische Geschichte acht Professuren und 14 Lehrbeauftragte, neben sechs Magistern und drei Promovierten.

Nach Verhandlungen seit Anfang 2013 mit dem Rektor der Universität Jena konnte der Zuwendungsvertrag am 9. Oktober 2014 in Kraft treten. Neben einem Akademischen Rat wird eine wissenschaftliche Hilfskraft und Sachkosten in Höhe von € 100.000 p.a. finanziert, die die Universität und Herr Lesser hälftig tragen. Das regelmäßig stattfindende Landesgeschichtliche Kolloquium ist eine der Leistungen dieser Forschungsstelle neben den zahlreichen Vorträgen und Artikeln von Herrn PD Dr. Stefan Gerber. Von Seiten der Universität ist die Forschungsstelle vorerst für sechs Jahre abgesichert worden, die Stiftung hat sich bereits jetzt für zehn Jahre verpflichtet. Durch Beschluss des Stiftungsrates der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung in 2016 hat diese ab diesem Zeitpunkt die Finanzierung übernommen und Herr Lesser den erforderlichen Betrag der Stiftung bezahlt.

Auszug aus dem Zuwendungsvertrag:

§ 1 Ziele der Vereinbarung

(1) Anknüpfend an die von der Zuwendungsempfängerin betriebenen landesgeschichtlichen Forschungen sollen die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Lokal- und Regionalgeschichte Thüringens gefördert und bestehende Kooperationen mit außeruniversitären Institutionen, Projekten und Instituten ausgebaut werden. Damit soll zugleich ein Beitrag für die stärkere Vermittlung regionalgeschichtlicher Kenntnisse in der Aus- und Weiterbildung von Geschichtslehrern geleistet werden.

  1. Im Mittelpunkt der Forschung soll die Politik-, Kultur-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte Thüringens vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis ins Jahr 1914 stehen;
  2. Thüringen als Raum ausgeprägter Kleinstaatlichkeit bis ins 20. Jahrhundert und die Frage nach den Leistungen und Grenzen kleinstaatlicher Strukturen im Lichte der gewandelten Auffassung von Staatlichkeit und Staatsaufgaben; aus dieser Grundkonstellation lässt sich eine Vielzahl konkreter Studien zur staatlichen und gesellschaftlichen Entwicklung ableiten, für die eine Vergleichsperspektive zu wählen ist;
  3. die Erforschung und Abgrenzung thüringischer Gewerbe- und Industrieregionen, die vor allem durch die weitere Untersuchung der Prägung, der Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassung und der personellen Vernetzung thüringischer Unternehmerpersönlichkeiten vorangetrieben werden kann.

Der wissenschaftliche Beirat für die Forschungsvorhaben setzt sich zusammen:

Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Leiterin des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde, Marburg;

Prof. Dr. Oliver Auge, Direktor Abteilung Regionalgeschichte, Christian-August-Universität Kiel;

Prof. Dr. Uwe Schirmer; Lehrstuhl für Thüringische Landesgeschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena;

Prof. Dr. Werner Greiling als Vorsitzender der Historischen Kommission für Thüringen;

Herrn Dipl.-Kfm. Andreas Lesser, Stiftungsratsvorsitzender der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung