Chronik zur Stadtgeschichte als Geschenk überreicht
18.09.24Die Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung übergibt der Stadt Mühlhausen für ihr Stadtarchiv eine handschriftliche Chronik zur Stadtgeschichte aus dem 17. Jahrhundert
Im Rahmen der Sitzung des Stiftungsrates der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung übergab deren Stifter, Herr Dipl.-Kfm. Andreas Lesser (München), Ehrenbürger der Stadt Mühlhausen, an Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns ein Druckwerk des frühen 17. Jahrhunderts. Der Band enthält als Nachtrag auf 62 Seiten eine handschriftliche Chronik zur Stadtgeschichte der Stadt Mühlhausen. Ein erster Eigentümer hat den Druck von Lorentz Peckenstein, Theatrum Saxonicum (Leipzig 1608) in einen Umschlag aus mittelalterlichem, beschriebenem Pergament einbinden lassen. Hinzugefügt wurden dabei am Ende zusätzliche Blätter, die Auszüge aus dem bekannten Chronicon Mulhusinum aus dem späten 16. Jh. und aus einer bislang unbekannten weiteren Mühlhäuser Chronik enthalten. Insbesondere diese Passagen bereichern die Mühlhäuser Stadtgeschichtsforschung enorm. Bereits 1911 hatte der damalige Gymnasialprofessor und Geschichtsforscher Reinhard Jordan (1847-1916) als bester Kenner der Chronik-Überlieferung Mühlhausens insgesamt, den Wert dieser sog. Peckenstein‘schen-Chronik erkannt. Damals verliefen sich noch die Bemühungen, den Band mit seinen handschriftlichen Ergänzungen für Mühlhausen zu erwerben. 2023 wurde die Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung darauf aufmerksam gemacht, dass die Eigentümerfamilie die Chronik veräußern möchte und hat sie mit der Absicht angekauft, das Werk der Stadt Mühlhausen zu schenken. Die Chronik wird nun im Stadtarchiv dauerhaft aufbewahrt und steht allen Interessierten ab sofort digitalisiert im Benutzerbereich in der Stadtbibliothek Jakobikirche zur Verfügung.
Die Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung wurde 1992 durch Herrn Andreas Lesser in Nordhausen gegründet. Seit Übernahme des Stiftungsvorstands durch Stadtarchivar Herrn Dr. Helge Wittmann im Jahre 2020 hat sie ihren Sitz in Mühlhausen. Die Erträge des Andreas Lesser zu verdankenden Stiftungsvermögens im Umfang von aktuell 7,5 Mio. Euro, das in Immobilien und Finanzbeteiligungen angelegt ist, werden für die Förderung der thüringischen Landesgeschichtsforschung aufgewendet. Die jährlichen Ausschüttungen belaufen sich aktuell auf 400.000 Euro und sie steigen in den kommenden Jahren weiter. In Mühlhausen fördert die Stiftung seit langem verschiedene Projekte: So werden etwa die seit 2013 regelmäßig stattfindenden Reichsstadttagungen sowie Forschungsprojekte und Publikationen zur Stadtgeschichte finanziert (bislang ca. 250.000 Euro). Der 2020 erschienene Mühlhausen-Band des Deutschen Historischen Städteatlas wurde mit 62.250 Euro gefördert. Aktuell ermöglicht die Stiftung etwa die Erschließung der im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien lagernden Aktenüberlieferung des Kaiserlichen Reichshofrats, wo umfangreiche Prozessakte der Reichsstadt Mühlhausen vom 16. Jahrhundert bis 1802 überkommen sind. Allein für die Beschreibung der Mühlhäuser Prozessakte stellt die Stiftung über fünf Jahre hinweg insgesamt 150.000 Euro zur Verfügung. Im kommenden Jahr erscheint zudem ein Doppelband zum Mühlhäuser Rechtsbuch aus dem 13. Jahrhundert, der die Ergebnisse eines weiteren von der Stiftung finanzierten Forschungsprojekts präsentiert (Aufwendungen insgesamt ca. 40.000 Euro).
Weitere Berichterstattung erfolgte in der Tagespresse: Thüringer Allgemeine vom 14.09.2024: