Lesser-Stiftung stellt Forschungskolleg zur Diskussion

19.05.17

Am Freitag fand die Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Lesser-Stiftung im Barocksaal der Staatskanzlei mit deutschen und osteuropäischen Gästen statt.


Erfurt. Ein wenig war der Festakt der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung im Barocksaal der Thüringer Staatskanzlei schon mal ein Blick in die Zukunft. Mit der Erweiterung des Stiftungszwecke nach Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Tschechien und Polen trete man über das ursprüngliche Gründungsgebiet Nordhausen hinaus, sagte Stiftungsvorstand Andreas Lesser unserer Zeitung. „Mit unserem neuen Friedrich-Christian-Lesser-Kolleg für Ostmitteleuropa wollen wir künftig bis nach Lemberg gehen“, so Lesser.Da war es einmal mehr folgerichtig, das Fachgespräch über dieses Kolleg samt Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Stiftung in den eindrucksvollen Barocksaal der Staatskanzlei zu legen, in dem seit Jahrhunderten auch europäische Geschichte zuhause ist. Gekommen waren nicht zuletzt viele Wissenschaftler aus Polen und Tschechien, mit denen das Kolleg künftig zusammenarbeiten will.

Historiker und Experten, die Andreas Lesser nicht zuletzt zur Beratung seines Konzeptes eingeladen hatte, würdigten das Vorhaben der Lesser-Stiftung, sieben bis acht Stipendiaten für jeweils drei Jahre zur Erforschung der Geschichte Mitteldeutschlands, Polens und Tschechiens vor 1815 sowie zur Erarbeitung von Quelleneditionen anzuregen. Es gebe da durchaus große Lücken, sagte ein polnischer Gast. Deshalb sollten die Forschungsfelder nicht zu eng gesteckt werden und zum Beispiel auch Hilfs- und Rechtswissenschaften eingeschlossen werden.

Empfohlen wurde eine genaue Definition der geplanten Editionstätigkeit, damit Dissertationen später auch als solche anerkannt würden. Außerdem seien in den osteuropäischen Forschungsgebieten Sprachbarrieren zu beachten. Als hilfreich wurde zudem die vorgesehene wissenschaftliche Koordination durch die Universität Jena angesehen. Ziel sei es, die jeweiligen Universitäten vor Ort ins Boot zu holen und thematisch mitzunehmen. Dem Beirat des Forschungskollegs sollen auch Vertreter aus Polen und Tschechien angehören.

Er wünsche sich, dass durch die Stiftungstätigkeit ein breites wissenschaftliches Arbeitsspektrum abgedeckt werden kann, sagte Andreas Lesser. Eine praxisnahe Sommer-School soll die Forschenden zudem auf die berufliche wissenschaftliche Praxis vorbereiten sowie Gemeinsamkeit und Stiftungszugehörigkeit fördern. Diskutiert wurde zudem die begriffliche Verortung des Kollegs in Ostmitteleuropa. Festredner Prof. Hans-Jürgen Bömelburg aus Gießen, der am Abend über Desiderate der Geschichtsforschung für den in den Blick genommen zeitlichen und regionalen Rahmen sprach, empfahl stattdessen den Begriff „Zentraleuropa“, zu es dem langjährige Forschungserfahrungen gebe.

Thüringer Allgemeine